Der Ellenbogen

Das Ellenbogengelenk ist eine komplexe Konstruktion. Dies ermöglicht einen großen Bewegungsumfang und dennoch viel Stabilität. So können wir schnelle Bewegungen ausführen und schwere Gegenstände anheben.

Doch die komplexe Konstruktion hat auch einen Nachteil: Sie ist bei falscher Belastung anfällig für Verletzungen und bei monotoner Belastung für Überlastungserkrankungen. Zusätzlich kann auch die altersbedingte Abnutzung dazu führen, dass das Ellenbogengelenk seine Funktionalität teilweise oder ganz einbüßt.

Anatomie des Ellenbogens

Betrachten Sie Ihr Ellenbogengelenk: Strecken, drehen und schließlich anwinkeln - das Ellenbogengelenk ist ganz schön vielseitig, finden Sie nicht?

Das Röntgenbild verrät: Der Ellenbogen besteht nicht nur aus einem, sondern aus drei Gelenken, die aus dem Zusammenwirken der beiden Unterarmknochen Elle und Speiche und des Oberarmknochens entstehen.

Von den beiden Unterarmknochen Elle und Speiche ist die Elle etwas zierlicher. Eine Vertiefung an ihrem oberen Ende bildet zusammen mit der Oberarmknochen-Rolle das Oberarm-Ellen-Gelenk. Als reines Scharniergelenk besitzt es wie das Tür-Scharnier nur eine Bewegungsachse: Es erlaubt die Beugung (Flexion) und Streckung (Extension) des Unterarms gegenüber dem Oberarm.

Das Oberarm-Speichen-Gelenk ist als Kugelgelenk in viele Richtungen beweglich. Theoretisch jedenfalls. Praktisch wird es durch das breitflächige Bindegewebe zwischen Elle und Speiche auf zwei Bewegungsachsen beschränkt: Auf das Beugen und Strecken des Arms und auf die Einwärtsdrehung (Pronation) und Auswärtsdrehung (Supination) der Hand. Dieses Gelenk wird gebildet vom sogenannten Oberarm-Köpfchen und der aufnehmenden Vertiefung am oberen Ende der Speiche.

Das proximale (=körpernahe) Ellen-Speichen-Gelenk des Ellenbogens entsteht durch eine Verbindung der Innenseite der Elle mit dem Kopf der Speiche. Das Gelenk ermöglicht zusammen mit dem distalen (=körperfernen) Ellen-Speichen-Gelenk am Handgelenk die Drehbewegungen der Hand. Als sogenanntes Radgelenk besitzt es nur eine Bewegungsachse (Drehen).

Erkrankungen des Ellenbogens

Vorsicht: Überlastung!

Häufig treten Beschwerden am Ellenbogen als Folge eines Überbeanspruchung auf. Wird eine Sehne belastet, kommt es zu mikroskopisch kleinen Einrissen. Solche kleinen Risse werden vom Körper schnell repariert. ei einer akuten oder chronischen Überbelastung entstehen jedoch zu viele Risse, mit denen unser Reparatursystem überfordert ist. Die Folge: Entzündungen.

Tennis- und Golfer-Ellenbogen

Bei einer Entzündung der Handgelenkstrecksehnen am Ellenbogen-Ansatz spricht man vom Tennis-Ellenbogen (= Tennisarm).

Meist entsteht der Tennis-Ellenbogen nicht beim Sport, sondern durch einseitige Beanspruchung der Unterarmmuskulatur im Alltag. Betroffenen verspüren Druckschmerzen an der Außenseite ihres Ellenbogens sowie Schmerzen beim Strecken und Drehen des Handgelenks oder beim Strecken der Finger. Tritt die Entzündung an den Handgelenkbeugern an der Innenseite des Ellenbogens auf, spricht man vom Golfer-Ellenbogen. Schmerzen äußern sich vor allem beim Ballen einer Faust.

THERAPIE

Bei beiden Entzündungsformen muss die entzündete Sehne ruhiggestellt werden. Entzündungshemmende Medikamente lassen die Entzündung abklingen. Bessern sich die Symptome selbst nach längerer konservativer Therapie nicht ausreichend, kann eine Operation notwendig werden, um die Ursache der Entzündung zu beheben.

Schleimbeutelentzündung am Ellenbogen

Schleimbeutel fungieren an stark beanspruchten Gelenken als Dämpfungselemente. Schleimbeutelentzündungen am Ellenbogen entstehen häufig durch chronische Reizung, etwa durch ständiges Aufstützen. Auch Prellungen oder eine Infektion infolge einer Verletzung können die Entzündung auslösen. Typische Symptome wie eine Schwellung und Rötung werden von einer auffälligen Flüssigkeitseinlagerung und Schmerzen bei Bewegung und Berührung des Ellenbogens begleitet.

THERAPIE

Bei einer Schleimbeutelentzündung wird der Ellenbogen in einer Schiene ruhiggestellt, gekühlt, hochgelegt und die Entzündung mit geeigneten Medikamenten bekämpft. Bei einer sehr starken Schwellung punktiert der Arzt den Schleimbeutel, um den Ellenbogen von Druck zu entlasten. Besteht die Entzündung trotzdem fort und bildet Eiter aus, kann die Entfernung des Schleimbeutels notwendig werden.

Verletzungen des Ellenbogens

Verletzungen am Ellenbogen entstehen häufig durch Stürze. Bei den Erkrankungen des Ellenbogengelenks ist die Ursache manchmal nicht so offensichtlich. So können Symptome, die eigentlich typisch für den Tennisellenbogen sind, auch von chronischen Schulterbeschwerden herrühren. Auch Probleme mit der Halswirbelsäule kommen als Ausgangspunkt für Ellenbogenschmerzen infrage. Häufiger aber werden diese von einer Überbelastung verursacht.

Nehmen Sie deshalb auch leichtere Schmerzen im Ellenbogen ernst und suchen Sie frühzeitig Ihren Arzt auf, um die Ursachen abklären zu lassen.

Ellenbogenfrakturen

Häufigste Ursache für Ellenbogenfrakturen: Stürze auf den gestreckten Arm oder direkt auf den Ellenbogen. Oft handelt es sich dabei um Trümmerbrüche. Wie die Fraktur behandelt wird, hängt folglich davon ab, wie weit die Knochenbruchstücke gegeneinander verschoben sind.

THERAPIE

Bei nur minimalen Verschiebungen kann der Bruch durch konsequente Ruhigstellung des Arms ausheilen. Um bleibende Schäden zu vermeiden, stabilisieren wir Frakturen bei einer Verschiebung von mehr als zwei Millimetern operativ mit Schrauben. Danach muss zeitnah die Physiotherapie beginnen, sonst droht eine Einsteifung des Ellenbogengelenks.

Riss des ulnaren Seitenbandes

Das ulnare Seitenband verbindet die Elle (Ulna) mit dem Oberarmknochen und trägt wesentlich zur Stabilität des Ellenbogengelenks bei. Ist das Band gedehnt oder angerissen, können die Ellenbogenknochen bei intensiven Bewegungen auseinandergehen. Schmerzen treten an der Innenseite des Ellenbogens auf, dort, wo das Band an der Elle ansetzt. Ein Riss des ulnaren Seitenbands wird meist verursacht durch einen Schlag auf seine Außenseite oder durch eine Ellenbogenverrenkung.

THERAPIE

Behandelt wird der Riss im Normalfall mit einer Schiene, ausreichend Kühlung, entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie. Ist mit dauerhafter Krafteinbuße im Arm zu rechnen, kann eine OP sinnvoll sein.

Riss der distalen Bizepssehne

Die kräftige Bizepssehne setzt mit dem unteren Ende an der Speiche an. Wenn die Sehne hier am Ellenbogen reißt, spricht man vom distalen Riss (im Schulterbereich vom proximalen Riss). Vor allem das Heben und Auffangen schwerer Gegenstände kann zum Riss der distalen Bizepssehne führen. Weil diese nur einen Ansatzpunkt an der Speiche hat, äußert sich ein Riss sofort durch erheblichen Kraftverlust. Eine OP ist deshalb unvermeidlich. Der Arzt setzt den Schnitt kurz unterhalb der Ellenbogenfalte, ortet das Ende der gerissenen Sehne, "frischt" es an und fixiert es am Knochen. Die Nachbehandlung erfordert eine stabilisierende Ellenbogenorthese und Physiotherapie.